Hier die Position des OGBL, Bereich Gesundheit und Sozialwesen:
Viel Zeit ist vergangen, seit den Anfängen der Pandemie in Europa und in Luxemburg. Während die Gesundheitsberufler anfangs beklatscht und als unabdingbar für eine Gesellschaft hochgepriesen wurden, scheint man heute, fast zwei Jahre später, eher auf der Suche nach Schuldigen zu sein dafür, dass (noch) kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.
Leider scheint auf nationaler Ebene die Impfkampagne der Regierung nicht zu dem angestrebten Erfolg geführt zu haben, da allem Anschein nach mit reiner Überzeugungsarbeit nicht die gewünschte Impfquote erreicht wurde. Die neue Strategie der restriktiven Maßnahmen gegen Impfverweigerer hat das Phänomen keinesfalls umgekehrt, sondern dazu beigetragen die Fronten nur zusätzlich zu verhärten.
Das Syndikat Gesundheit und Sozialwesen betont, dass die nun entstandene Debatte um eine sektorielle Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegewesen einer Akzeptanz der Impfmaßnahmen noch stärker entgegenwirkt. Der politische Fingerzeig in Richtung des Gesundheitssektors dürfte darüber hinaus mehr als kontraproduktiv sein im Angesicht der dringend notwendigen Solidarität in der anhaltenden sanitären Krise, vor allem in Zeiten von sich häufenden verbalen und physischen Aggressionen gegenüber von Labormitarbeiter.
Die gesellschaftliche Verantwortung eines jeden in der Impfdebatte stellt das Syndikat Gesundheit und Sozialwesen des OGBL keineswegs in Frage. Die Impfung ist auch heute noch unsere stärkste Waffe im Kampf gegen die Pandemie. Eine sektorielle Impfpflicht jedoch führt zu einer Stigmatisierung derjenigen die sich seit 2 Jahren Tag für Tag für uns einsetzen. Geimpft oder ungeimpft.
Darüber hinaus handelt es sich bei der Impffrage nur um ein Element im Kampf gegen das Corona Virus. Während die Arbeitnehmer des Gesundheits- und Pflegewesens seit Jahren spüren wie ihre Gesundheit und die Sicherheit der Patienten fahrlässig mit zu wenig Personal, einer nicht vorhandenen Investitionspolitik, Bettenabbau und schleichenden Privatisierungen, aufs Spiel gesetzt werden, darf die gesamte Last der Bekämpfung der sanitären Krise heute keinesfalls auf ihren Schultern liegen.
Es dürfte, neben der großen Aufwertung der Laufbahnen von 2017, den danach erfolgten zwei erfolgreichen Kollektivvertragsabschlüssen, sowohl im Pflegebereich (SAS: Dezember 2020), wie im Gesundheitssektor (FHL: Dezember 2021), zu verdanken sein, dass Luxemburg bislang vom massiven Abgang des Gesundheitspersonals, der in anderen Ländern Europas zu beobachten ist, verschont blieb. Es wäre jedoch mehr als fahrlässig nun mitten in der Pandemie, mit dem zusätzlichen psychologischen Druck einer sektoriellen Impfpflicht, das Risiko einzugehen den akuten Personalmangel im Sektor zu verschlimmern.
Während die Impfverweigerung auch politisch analysiert werden muss, bedauert der OGBL, der federführend in beiden Kollektivvertragsverhandlungen ist, dass die Politik es im Gegensatz der Sozialpartner versäumt hat, dem Sektor die nötige Anerkennung zu geben und in eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Personals zu investieren.
Nur durch konkrete öffentliche Investitionen können die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer verbessert werden, um dem stetigen Druck entgegenzuwirken, eine kollektive Erschöpfung zu verhindern und uns im Hinblick auf die Zukunft solide aufzustellen. In dem Zusammenhang müssten unter anderem zwingend die Personalbesetzungen erhöht und Minimaldotation in Relation mit der Anzahl der Patienten und einer adäquaten Vorgabe bezüglich der Qualifikation eingeführt werden.
Das Syndikat Gesundheit und Sozialwesen des OGBL betont, dass es heute mehr als je wichtig ist den Solidaritätsgedanken Groß zu schreiben, die öffentliche Entwicklungslogik im Gesundheits-, und Pflegewesen politisch auszubauen und appelliert darüber hinaus an Jeden, seinen Teil dazu beizutragen die Sicherheit aller zu garantieren. Nicht zuletzt um vor allem die zu schützen, die uns und unsere Angehörigen im Ernstfall betreuen und pflegen.
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